Usbekistan
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Freitag, 14. bis Sonntag 17. Oktober

 

Der Tag fängt gut an. Wir haben aber leider immer noch keine Gäste im Hotel. Die wenigen Zimmer die reserviert wurden, sind wieder storniert worden. Das Wassersystem nur funktioniert, wenn eine durchgehende Belastung vorhanden ist. Heißes Wasser wird mit etwa 80 Grad von der Stadt per Fernwärme geliefert. Welch ein Fortschritt. Leider hat man es bis heute nicht geschafft, auch das Rostproblem in den Griff zu bekommen.

Dieses beruht auf der Tatsache, dass während der russischen Regierungszeit zwar die Wasserversorgung verbessert wurde, allerdings die Qualität der Stahlleitungen recht einfach war. Dadurch bildet sich permanent Rost (nennen wir ihn „Permarost“). Eigentlich wäre es relativ simpel, nach meinem Empfinden, z.B. bei der direkten Zuleitung zum Hotel eine Art Wasserfiltration zu errichten, aber daran denkt hier wohl niemand.

 

Dass unter derartigen Umständen nicht nur die hygienischen Folgen bedenklich sind, sondern auch der Verschleiß der hauseigenen Leitungen erheblich ist - macht einen schon etwas nachdenklich.  Man muss als verwöhnter Mitteleuropäer seine Ansprüche reduzieren, oder besser gesagt, die Umstände als normal hinnehmen. Und dies nicht nur bei der Wasserversorgung. Auch Strom und kleine Tierchen, oder die fehlende Müllentsorgung sind hier Normalität.

Der Müll wird hier praktischerweise in Eigeninitiative verbrannt. Jeder Haushalt oder Wohnblock oder Betrieb und auch unser Hotel, verbrennt regelmäßig den anfallenden Müll. Und wer sich bei uns über seinen Nachbarn aufregt, dass dieser einen Plastiksack im Gartenfeuer entsorgt, der sollte eine Reise nach Usbekistan aus seinen Vorstellungen streichen. Ein abendlicher Ausflug in die Stadt mit einem Spaziergang an der Hauptstraße wird stets begleitet von einer Smog- und Rauchglocke. Alles riecht nach verbranntem Müll und Plastik gemischt mit dem würzigen Duft der Restaurantgrills, was mir regelmäßig die Kehle zuschnürt. Ich muss halt öfter abends ausgehen, damit ich mich daran gewöhne.

 

Vielleicht habe ich ja irgendwann einmal die Gelegenheit den Minister für Tourismus kennen zulernen, der sich sehr dafür einsetzt, dass mitteleuropäische Fachkräfte dem Hotel- und Gastgewerbe auf die Sprünge helfen. Meinen Namen kennt er ja schon.

 

Also, wenn ich schon damit leben muss, dass ich vorm ersten Cafe Menschen die Hand schütteln muss, dann will ich wenigstens vorher duschen. Aber denkste. Wiederholt fehlt der Wasserdruck und ein kalter Rinnsal erinnert mich eher daran, dass ich Pipi muss, als mir das Vergnügen einer heißen Dusche zu bescheren. Dafür funktioniert aber der Handtuchtrockner im Bad. Also nur die Zähne mit Nestlewasser geputzt und gekämmt und dann runter. Der Techniker stellt die Heizung ab und sorgt für heißes Wasser in der Dusche, die ich dann am Nachmittag nehme.

 

Auch der Samstag wird ein ganz normaler Arbeitstag. Ich ärgere mich, dass ich immer noch keine Überblick über alle Mitarbeiter habe. Ich verfasse eine Liste mit Gesprächspunkten für Mr. Sheraliev, der mir ein wenig auf den Keks geht. Kein Informationsfluss, Entscheidungen ohne meine Meinung oder Zustimmung, fehlende Unterlagen und Tools.

 

Am Abend sind in der Dachbar kaum Gäste. Eine kleine Gesellschaft mit 10 Leuten und ein 6er Tisch mit ein par Deutschen. Dafür sind aber 4 Mann in der Küche, ein Aufpasser, eine Bedienung und ein Barmann. In der Küche 2 neue Gesichter!?!?  Welch ein Luxus. Das muss sich ändern.

Ich beschließe meinem Ärger zu verschieben und rufe meinen Ex-FOM an. Der ist allerdings am Flughafen mit irgendwelchen UN Gästen beschäftigt und hat keine Zeit für ein Bier. Egal. Taxi. Surxon. Bier. … Auf dem Parkplatz vor der Disko begrüßt mich ein Taxifahrer mit einem vertrauten: „Hallo Mr. Selig!“ ... man kennt sich halt.....

 

Die Disse ist voll mit deutschen Gästen (alles Soldaten von der Air Base die im Hotel wohnen welches auch die Disko betreibt) und an einem Tisch im Eingang sitzt mein lieber Mr. Lazo (der aktuelle FOM) mit seiner Freundin und 5 Schulkameraden. Die 5te Flasche Vodka! Na Prosit! Ich bestelle mir ein Baltiko Nr. 3. Ein nationales Bier nach deutschem Reinheitsgebot gebraut. Über die Herkunft des Wassers denken wir jetzt aber nicht nach.

Da Herr Lazo etwas träge wirkt, fordert mich seine Freundin zum Tanzen auf. Ich wäre nicht Ferdi, würde ich mir diese Gelegenheit entgehen lassen. Leider eignet sich die Musik nur zu einem lockeren „Rumgehüpfe“.... Schmunzel

 

Zu späterer Stunde kommt es vor der Disko zu einer blutroten Auseinandersetzung eines Soldaten mit einigen Einheimischen. Nicht ungewöhnlich denke ich mir. Der Alkohol. Der Neid der Einheimischen und der Deutsche, der sich nicht zu benehmen weiß. Kulturfronten. Ein Rundgang der „Dorfpolizei“ in der Disse auf der Suche nach den Tätern bleibt erfolglos.

 

Nach dem 4ten Bier zurück ins Hotel. Mein Taxifahrer steht schon parat und ich gebe ihm 1000 Sums statt 500. Also 70 Cent statt 36 Cent. Er freut sich und ich kann mir seiner Hilfe künftig gewiss sein. Schnell Mails checken, den kleinen Tierchen in der Küche das Tomatenbrot entreißen und dann ins Bett. Die Tomaten hie sind so gut, dass man nach dem Genuss einer sabbernden Tomate rot-orangene Fingernägel hat. Das kennt in Deutschland glaube ich keiner mehr. Und schmecken tun die.... Lieber Jan, Deine Tomaten in Berlin sind klasse, aber...

 

Den Sonntag verbringe ich in Jeans und Turnschuhen. Seit 10 Uhr schreibe ich Mails und an meinem Tagebuch. Und das werde ich jetzt verschicken..... Nein, doch nicht. Ich denke ich sollte ein paar Fotos einfügen und es ein wenig besser organisieren. Weitere sieben Tage verstreichen bevor ich weiterkomme.

 

Die kommende Woche sollte äußerst interessant werden.....

 

Ferdinand Selig | ferdinandselig1@aol.com